Der Verrat by John Grisham

Der Verrat by John Grisham

Autor:John Grisham [Grisham, John]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783455025019
Herausgeber: Hoffmann und Campe
veröffentlicht: 1998-01-01T23:00:00+00:00


20

Dienstag war Beratungstag bei der Community for Creative Non-Violence, die die bei weitem größte Notunterkunft der Stadt unterhielt. Auch diesmal setzte sich Mordecai ans Steuer. Er hatte vor, mich während meiner ersten Woche zu begleiten und dann auf die Stadt loszulassen.

Meine Drohungen und Mahnungen waren auf taube Ohren gestoßen. Drake & Sweeney wollte die Sache offenbar nicht gütlich regeln, und das überraschte mich nicht. Die Durchsuchung meiner ehemaligen Wohnung in den frühen Morgenstunden war eine unfreundliche Warnung vor dem, was noch kommen würde. Ich mußte Mordecai sagen, was ich getan hatte.

Als wir im Wagen saßen und losfuhren, sagte ich: »Meine Frau und ich haben uns getrennt. Ich bin ausgezogen.«

Um acht Uhr morgens war der arme Kerl noch nicht auf so düstere Neuigkeiten eingestellt. »Das tut mir leid«, sagte er, sah mich an und hätte um ein Haar einen unvorsichtigen Fußgänger überfahren.

»Braucht es aber nicht. Heute in den frühen Morgenstunden war die Polizei in meiner ehemaligen Wohnung und hat nach mir und besonders nach einer Akte gesucht, die ich aus der Kanzlei mitgenommen habe.«

»Was für eine Akte?«

»Die Devon-Hardy- und Lontae-Burton-Akte.«

»Ich bin ganz Ohr.«

»Wie wir inzwischen wissen, hat Devon Hardy Geiseln genommen und ist dabei erschossen worden, weil Drake &Sweeney ihn auf die Straße gesetzt hat. Und zwar zusammen mit sechzehn anderen sowie einigen Kindern. Lontae und ihre Familie gehörten ebenfalls dazu.«

Er dachte darüber nach und sagte dann: »Diese Stadt ist wirklich klein.«

»Das ehemalige Lagerhaus stand zufällig auf einem Grundstück, auf dem RiverOaks eine neue Postverteilstelle bauen wollte. Das ist ein 20-Millionen-Projekt.«

»Ich kenne das Gebäude. Da waren schon immer Besetzer.«

»Nur daß es in diesem Fall keine Besetzer waren. Jedenfalls glaube ich das nicht.«

»Ist das eine Vermutung? Oder wissen Sie das genau?«

»Im Augenblick ist es nur eine Vermutung. An der Akte ist manipuliert worden – es sind Unterlagen entfernt und hinzugefügt worden. Ein Gehilfe namens Hector Palma hat die schmutzige Arbeit erledigt – die Inspektionen und die Zwangsräumung –, und er ist auch meine Quelle. Er hat mir einen anonymen Brief geschrieben, in dem stand, daß die Zwangsräumung nicht rechtens war. Er hat mir bestimmte Schlüssel gegeben, damit ich mir die Akte holen konnte. Seit gestern arbeitet er nicht mehr in der Washingtoner Kanzlei.«

»Wo ist er?«

»Das würde ich auch gern wissen.«

»Er hat Ihnen die Schlüssel gegeben?«

»Nicht direkt. Er hat sie zusammen mit einer Notiz auf meinen Schreibtisch gelegt.«

»Und Sie haben sie benutzt?«

»Ja.«

»Um eine Akte zu stehlen?«

»Ich wollte sie ja nicht stehlen. Ich war unterwegs zu unserem Büro, um sie zu kopieren, als irgendein Idiot eine rote Ampel überfahren hat und ich im Krankenhaus gelandet bin.«

»Ist das die Akte, die wir aus Ihrem Wagen geholt haben?«

»Ja. Ich wollte sie kopieren und bei Drake & Sweeney wieder an ihren Platz stellen. Niemand hätte etwas gemerkt.«

»Ich weiß nicht, ob das klug war.« Am liebsten hätte er mich einen Dummkopf genannt, aber dafür kannten wir uns noch nicht lange genug.

»Was fehlt aus der Akte?« fragte er.

Ich faßte die Geschichte von RiverOaks und ihren Bemühungen um den Post-Auftrag kurz zusammen. »Es wurde also Druck ausgeübt, um das Grundstück möglichst schnell in die Hand zu bekommen.



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